Mitten in einer Usability-Studie („Optimierung des Marketing & Sales -Potenzials durch besucher- und suchmaschinenfreundliche Restrukturierung des Layout- und Navigationskonzepts einer komplexen Website“) klingelte am Donnerstag Morgen das Telefon:
„Herr Bockelmann, haben Sie einen Moment Zeit? Ich würde gerne Ihre SEO-Meinung zu Google Instant Search einholen. Haben Sie sich mit Google Instant Search bereits beschäftigt?“ Hatte ich noch nicht. „Sorry, vielen Dank für den Hinweis und Ihre Presse-Anfrage, tschüss und viel Erfolg bei den SEO-Kollegen…“
Google Instant Search ist ein neues Feature der Google-Suche, das man momentan nur nach dem Login testen kann. Seit Einführung der „Verfälschung von Suchergebnissen“ (und Löschung des dazu gehörigen Webprotokolls im Google-Konto) bin ich mit dem Login nicht mehr so freizügig, wie früher. Zudem störte mich in jüngster Vergangenheit die ständige Weiterleitung auf iGoogle (nebst Suchvorschlägen), so dass mir Instant Search bis dato mangels Login noch nicht aufgefallen war.
Google Instant Search soll helfen, bei der Google-Suche Zeit zu sparen, indem Suchergebnisse schon beim Eintippen von Suchwörtern vorgeschlagen werden. Das Feature ist noch nicht so schnell, wie meiner einer normalerweise Suchphrasen eintippt, bietet insbesondere für unerfahrenere Internet-Nutzer aber sicher eine Menge Vorteile, so dass man davon ausgehen muss, dass Google-Instant-Vorschläge künftig von den meisten Google-Nutzern verwendet werden. Persönlich gehe ich davon aus, dass die wenigsten Google-Nutzer sich die Mühe machen, ihre Sucheinstellungen zu modifizieren, so dass vermutlich die meisten Leute mit den Grundeinstellungen surfen, mit aktiviertem Webprotokoll, SafeSearch-(Suchmaschinen-)Filter und künftig auch mit automatischer Vervollständigung der Suchanfragen.
SEO für Google Instant Search anpassen?
Was könnte sich aus der SEO-Perspektive ändern?
Dazu habe ich inzwischen Meinungen gelesen, die von „das Ende der Suchmaschinenoptimierung“ bis „sofort das Budget für SEO und SEM -Ausgaben verdoppeln“ reichen. Ich kann mich natürlich irren, empfehle aber einfach einmal „cool“ zu bleiben und Traffic-Veränderungen wie immer zu beobachten. „Business as usual.“ Meiner Ansicht nach ändert sich durch Google Instant Search, die Suchmaschinenoptimierung für Google betreffend, fast gar nichts:
Beginnen wir mal mit den Chancen von Google Instant Search:
Gerade in Deutschland ist die Anzahl von Computer-Analphabeten, damit meine ich Personen mit vergleichsweise wenig oder tendenziell gar keinen Computerkenntnissen, nicht zu unterschätzen. Der Hardware-Revolution sei es gedankt, dass trotzdem immer mehr Menschen mit den unterschiedlichsten Geräten Zugang zum Internet erhalten, den Umgang mit E-Mail-Konten erlernen und erste Schritte in der Suchmaschine wagen. Statt Nachhilfe zur effektiven Computer- und Internetnutzung verlangen Anfänger meist Vereinfachung.
Mit Google Instant Search ist eine solche Vereinfachung sicherlich gegeben:
- Man braucht kaum tippen zu können, um Suchergebnisse zu erhalten (Autofill-Funktion).
- Rechtschreibfehler werden verziehen und durch Vorschlagslisten korrigiert.
- Man stellt schnell fest, dass eine präzise Formulierung zu besseren Suchergebnissen führt.
- Anfänger werden mehr ausprobieren und abfragen können, ohne viel dazu zu lernen oder gar frühzeitig zu resignieren und aufzugeben!
Google würde sich über steigende Suchanfragen und Werbeeinblendungen sicherlich freuen.
Website-Betreiber doch sicherlich auch.
SEO mit Google Instant Search
- Wer sich für SEO interessiert, wird Versäumnisse künftig schon bei der Abfrage von Suchbegriffen feststellen. Die Suchvorschläge geben dem SEO Auskunft über häufig gesuchte (und ggf. zu optimierende) Begriffe (Keywords). Diese wurden von Anfängern vermutlich häufig schon immer zuerst abgefragt (bevor sie feststellten, dass sie dort nichts Gescheites finden und andere Suchphrasen ausprobierten).
- Wer immer noch keinen Weblog betreibt, wird schnell feststellen, dass es mit Linkbeschaffung für eine Hand voll Content i. d. R. nicht getan ist. Wo kein Content, da keine Suchergebnisse.
Google Instant Search ist für mich ein gelungenes Usability-Konzept, das für Internetnutzer und Suchmaschinenoptimierer im Grunde gleichermaßen nützlich ist. Ob es zu einer Steigerung von Werbeausgaben (für Google AdWords) führt ist vermutlich vom Einzelfall abhängig, nämlich davon, ob Märkte und Marktnischen bisher adäquat adressiert wurden oder nicht. Wer seine Google-Optimierung auf Google Caffeine abgestimmt hat, sollte mit Instant Search eigentlich kaum etwas zu befürchten haben.
„SEO für Google“ bleibt daher das, was es schon immer gewesen ist:
- Valides Webdesign mit möglichst sauberer Suchmaschinenoptimierung,
- Berücksichtigung eines vernünftigen Layout-, Navigations- und Usability-Konzepts,
- die Adressierung aller wichtigen Marketing-/Vertriebs-/Verteiler-Kanäle,
- die regelmäßige Aufbereitung und Veröffentlichung sinnvoller Informationen
(primär für Leser – und möglichst nicht nur für Suchmaschinen).
Dann sollte eine schnellere Auffindbarkeit mit Instant Search doch eigentlich in jedermanns Interesse sein. Oder? Wer präziser sucht, wird präzisere Ergebnisse finden. Vor allem das scheint mir Google Instant Search jetzt auch dem blutigsten Anfänger zu verdeutlichen.