Ein Mal im Jahr beglückt uns ein Unternehmen in Washington DC mit einem „Bivingsreport“, einer Studie zur Entwicklung amerikanischer Zeitungen, der Top Newspapers. In diesem Jahr hat man die Online-Zeitungen noch einer zusätzlichen Prüfung unterzogen und so die Top 10 Websites der USA-Zeitungen ermittelt:
Good morning Web 2.0!
Web 2.0 Layouts sprechen eine klare Sprache. Warum gerade diese Zeitungen in die Top 10 gewählt wurden? Auskünfte zur Bewertung und zur Rangfolge der Websites finden sich auf www.bivingsreport.com.
Die Top 10 der amerikanischen Online-Zeitungen (USA 2007) heißen also:
- No. 1: New York Times
- No. 2: Washington Post
- No. 3: USA Today
- No. 4: Houston Chronicle
- No. 5: Denver Post
- No. 6: Knoxville News Sentinel
- No. 7: Fresno Bee
- No. 8: Austin Amarican Statesman
- No. 9: Tennesean
- No. 10: San Jose Mercury News
Wie begegnen nun die Top 100 US-Zeitungen
den Herausforderungen des Internets?
Die neuen Medien stellen für Zeitungsverleger zweifellos eine Herausforderung dar. Kundenbindungsprogramme für traditionelle Zeitungen stehen auf dem Prüfstand. Sinkende Auflagen, schwieriges Abo-Geschäft, … eine Gratwanderung zwischen Online– und Offline-Publikation. Sinkende Mitarbeiterzahlen, gestiegene Marktanforderungen und der Versuch, Einnahmenausfälle durch Online-Werbung abzufangen, begleiten das Zeitungsgeschäft.
Eine Analyse der Top 100 Websites amerikanischer Zeitungen förderte folgende Ergebnisse zu Tage:
- Die Nutzung von RSS-Verteilern stieg in 2007 gegenüber dem Vorjahr um 21 Prozent. Sämtliche RSS-Feeds sind werbefrei, Unterschiede gibt es bei Volltext- und gekürztem Text. 96 Prozent der Zeitungen offerieren in RSS-Feeds nur gekürzte Texte!
- 92 Prozent der Top 100 bieten Videos auf Ihrer Website an. Dies entspricht einer Steigerung von über 30% in einem Jahr.
- Auch die Anzahl und Qualität der Journalisten-Blogs ist angestiegen. 95 Prozent der Online-Zeitungen betreiben inzwischen mindestens einen Blog. 93 Prozent dieser Blogs verfügen mittlerweile über eine Kommentarfunktion.
- 1/3 der Online-Zeitungen erlaubt zudem das Kommentieren von Artikeln.
- Erstaunlicherweise ist die Notwendigkeit der Registrierung angestiegen. 29 Prozent der Top 100 Zeitungen erlauben den vollständigen Website-Zugriff nur nach vorheriger Anmeldung.
Dies ist ein Auszug aus einer weiteren Studie von theBivingsreport.
Ich frage mich nun, warum es den Zeitungsverlegern nicht zu gelingen scheint, die vielen exzellenten Artikel ihrer Journalisten in bare Münze umzuwandeln. Was könnten Online-Zeitungen verbessern?
Optimierungsmöglichkeiten einer Online-Zeitung
- Verbesserung der Kommunikation mit Besuchern: Bei Zeitungen hat natürlich die objektive Berichterstattung Vorrang vor allem anderen. Wer Kommentare zulässt, sollte diese jedoch nicht zur Einbahnstraße verkommen lassen. Hier halte ich eine Optimierung des Kommunikationsverhaltens für angebracht. In Kommentaren sind „Meinungen“ gefragt. An dieser, oft vernachlässigten Stelle, wird ein Bericht oftmals erst interessant. Es kann nicht schaden, seinen Besuchern zu zeigen, dass man ihre Kommentare nicht einfach nur filtert, sondern auch zur Kenntnis nimmt. Eine Anmeldepflicht für Kommentare ist ein zusätzlicher Kommunikations- und Feedback-Blocker. Zur Kundenbindung kaum geeignet. Hier sollte man besser über alternative Spam-Schutz-Maßnahmen nachdenken.
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Verbesserung der Link-Politik: Oft werden Quellangaben überhaupt nicht verlinkt, manchmal werden sie – aus welchen Gründen auch immer – mit „unechten“ (vor Suchmaschinen getarnten) Links versehen. Warum man der Quelle keinen echten Link zugesteht, ist mir in den meisten Fällen schleierhaft. Führe ich zum Beispiel ein Interview mit Mr. X, sollte es doch selbstverständlich sein, dass dieser in meinem Bericht auch einen Link zu seiner Homepage erhält. (???) Dass man zitierte Quellen verlinken sollte, dürfte außerdem klar sein. Sie bieten einen Mehrwert. Der Leser kann sich an Ort und Stelle weiter informieren. Für Journalisten-Blogs bietet es sich außerdem an, wenigstens für Pings- und Trackbacks „echte Backlinks“ (ohne Nofollow-Tricks) zu gewähren, damit sie im Kreise der Blogger richtig mitmischen können.
Warum sollte ein Blogger sich intensiv mit einem Artikel auseinandersetzen, den Autor verlinken, promoten und in Suchmaschinen hochpushen, wenn dieser ihm nicht einmal einen Backlink gönnt? Es gibt andere Quellen. Sogar sehr viele!
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Verbesserung der Kommunikation mit Bloggern: Blogger werden von Zeitungen oft als „bedrohlich“ eingestuft und manchmal sogar gezielt attackiert.
Darüber sollte man dringend einmal nachdenken. Im Web 2.0 können Online-Zeitungen von B
loggern enorm profitieren. Blogger können viel Traffic und Suchmaschinenrankings liefern. Ein Backlink (s.o.) und ein bisschen Freundlichkeit sind die einzigen Gegenleistungen, die für Bekanntmachung und Umsatzförderung erwartet werden.
Blogger verstehen sich nicht als Konkurrenz, werden fälschlicherweise aber oft als solche wahrgenommen. Dabei verfügen sie selten über die Recherchemöglichkeiten eines Journalisten und auch nicht über seine journalistische Qualifikation. Man könnte sich also prima ergänzen, statt sich Blogger durch unqualifizierte Sticheleien zum Feind zu machen.
- Optimierung strategischer Partnerschaften und eigene eCommerce-Projekte: Eine Online-Zeitung produziert von Haus aus täglich neuen und exzellenten Content. Verknüpft man diesen mit ausgewählten eCommerce-Lösungen, sollten Traffic und Umsatzerlöse eigentlich unschlagbar steigen. Voraussetzung dafür ist natürlich ein professionelles Suchmaschinenmarketing.
Haben Zeitungen also wirklich keine Zukunft? Ich denke doch. Eine große sogar. Wie alle anderen Marktteilnehmer auch, brauchen Zeitungen nur eine Menge Zeit zum Umdenken.