Marketing 2.0 = Werbung 2.0 = Web 2.0?
Ich glaube nicht, dass diese Gleichung aufgeht, doch zwischen Marketing 2.0, Werbung 2.0 und Web 2.0 gibt es zweifellos sehr enge Verbindungen:
Marketing 2.0 ist besonders für diejenigen ein interessantes Thema, die es bisher versäumt haben, ein Marketing Controlling aufzubauen, worunter in Deutschland sehr viele Unternehmen, besonders solche der so genannten „Old Economy“ zu leiden haben.
Ein Marketing Controlling wird in fortschrittlichen Unternehmen installiert, um das Unternehmen frühzeitig und kontinuierlich an geänderte Marktbedingungen anzupassen, um auf veränderte Wettbewerbsbedingungen und Kundenbedürfnisse „just in time“ oder sogar noch ein bisschen früher eine Antwort parat zu haben. Marketing ist dazu da, Kundenbedürfnisse zu entdecken, zu erforschen, zu entwickeln und optimal zu bedienen. Marketing 2.0 bedient sich dabei der Möglichkeiten browserbasierter Internetlösungen (Web 2.0-Systeme) – im Idealfall aber nicht nur auf Kunden-, sondern auch auf Mitarbeiter- und Lieferantenseite.
Werbung dient bekanntlich dem Transport von Produkt- und Unternehmensinformationen: „Hurra, wir sind soweit. Und sogar noch ein bisschen weiter als die anderen. Profitieren Sie jetzt von unserem entscheidenden Wettbewerbsvorteil…“
Mit Werbung 2.0 geht man noch einen Schritt weiter. Bei Werbung 2.0 werden indirekte Werbeformen entwickelt, bei denen Produkt und Unternehmen nur unterschwellig beworben werden. Im Vordergrund steht Werbung, die auffällt, weil sie im ersten Moment nicht als Werbung erkannt wird, weshalb sie mehr Beachtung findet als offensichtliche Werbung. Im Idealfall wird diese Werbung kostenlos im Internet verteilt und findet mitunter sogar Erwähnung in anderen Medien, wie dem Fernsehen, wo ein kurzer Werbespot sonst schnell einmal 100.000 Euro kosten könnte.
Die Kundenkommunikation fand in der Vergangenenheit oft sehr einseitig statt. Versandhändler z.B. verschickten Kataloge und profitierten davon, dass sie Ihre Kunden auf diese Weise recht komfortabel mit einer Vielzahl von Informationen und Bestellmöglichkeiten ausgestattet haben. Als die „dicken Wälzer“ nicht mehr funktionierten, verkürzte man die Zyklen. Nicht die Produktlebenszyklen, sondern die Schlagzahl der Werbeaussendungen, bis man seine Kunden (im Extremfall) schließlich mit nahezu wöchentlichen Mailingaktionen folterte.
Ich wage hier einmal die These aufzustellen, dass auf diese Weise eine aussterbende Generation bedient wird. In Anbetracht der täglich steigenden Zahl von Internet-Benutzern und Internet-Vergleichsmöglichkeiten, werden zwangsläufig immer höhere Erwartungen an den Händler gestellt. Er wird sich künftig mehr denn je vergleichen lassen müssen. Und zwar im Internet, was natürlich nicht nur für Händler, sondern für alle Berufe gilt. Entscheidend wird jedoch sein, wie einfach es für den Kunden ist, mit seinem Lieferanten in Kontakt zu treten, ob er sich „verstanden“ fühlt oder nicht. „Werden meine Fragen hier im Internet sofort beantwortet oder nicht?“ Könnte das die Kaufentscheidung in Zukunft beeinflussen? Bei Waren und Dienstleistungen, die im Internet leicht zu beziehen sind gewiss. Denn wer daran gewöhnt ist, sich im Internet zu informieren und im Internet einzukaufen, wird sich automatisch mehr und mehr an eine gehobene Servicequalität gewöhnen. Man mag es „One-to-One Marketing“ nennen oder nicht. Wer kann es sich morgen noch leisten, das vom Kunden bevorzugte Kommunikationsmittel abzulehnen?
Es muss nicht unbedingt „Web 2.0“ sein, doch wer im Internet überhaupt nicht informiert, begibt sich zwangsläufig in eine Sackgasse. Daneben reicht es längst nicht mehr aus, nur auf der eigenen Homepage zu werben, wie eine aktuelle Studie, veröffentlicht von Werben und Verkaufen (W&V), erneut bestätigt:
… Beliebteste Tätigkeiten im WWW sind mailen (86,7 Prozent), in Suchmaschinen bzw. Web-Katalogen recherchieren (85,6), Nachrichten zum Weltgeschehen lesen (60,1), Online-Shopping (57,6) und Online-Banking (53,9). Insgesamt sind 53 Prozent (35,98 Mio.) der deutschen Wohnbevölkerung ab 14 Jahren online.
Grund genug, in Online-Werbung und Suchmaschinenoptimierung zu investieren, im Idealfall aber auch in eine eigene Web 2.0 -Plattform. Web 2.0 – Systeme, vor deren Einsatz sich viele Unternehmen heute noch sträuben, helfen anderen bereits dabei zu wachsen, schell zu wachsen, Marktanteile und Suchmaschinenvorteile auszubauen – vor allem jedoch helfen sie dabei, mit Kunden direkt in Kontakt zu treten, ihre Wünsche und Bedenken zu erkennen und diesen zu begegnen, bevor es andere tun.
Aus komfortablen Online-Systemen, die in Deutschland zunächst verschlafen wurden, seit 2004 unter dem Schlagwort Web 2.0 aber immer stärkere Verbreitung finden, sind mittlerweile zahlreiche neue Dienste hervorgegangen. So entstanden Communities (Diskussionsplattformen), Tauschplattformen für Musik, Fotos und Videos, eine Vielzahl von Vernetzungen und Kooperationen und inzwischen auch eine stattliche Anzahl von „Business Blogs“, auf welchen Unternehmen ihre vorhandenen und potentiellen Kunden auf dem laufenden halten und mit ihnen kommunizieren.
Besonders spannend ist das Thema Werbung 2.0. In Anlehnung an „Web 2.0“ wurden mittlerweile recht erfolgreich neue Werbeformen für das Internet entwickelt, die als „Virales Marketing“ oder „Social Marketing“ bekannt wurden. Man darf gespannt sein, wie die Kollegen aus Marketing, Werbung und Internet-Branchen ihr täglich wachsendes (Internet-)Potential in Zukunft weiter ausschöpfen werden – im kreativen und auch im monetären Sinne. Für Marketing-Entscheider gilt natürlich auch weiterhin: „Der Mix macht`s“. Doch bei vielen stehen Fortschritte im Internet aus gutem Grund auf „PRIO 1“.
Marketing 2.0 = Werbung 2.0 = Web 2.0?
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- Autor: fob (Sonntag, - 10. Dezember 2006 - 03:32 Uhr)
- Blog-Ablage: Internet, Marketing, Marketing Controlling, Online Marketing, Web 2.0, Werbung u. Vertrieb
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man kann nicht in jedem unternehmen diese technik einsetzten. das ist denk ich mal das größte problem im web 2.0 bereicht. sicherlich kann ein b2c unternehmen die technologie für sich entdecken, aber wie schaut es da im b2b bereich aus? da ist das ganze schon etwas schwieriger.
Hallo Herr Buchhorn, vielen Dank für Ihren Beitrag und die Erwähnung auf Ihrer WebSite.
Ich denke, Web 2.0 ist eine Technik, die überall Anwendung finden kann. Primär geht es beim Thema Web 2.0 ja nur um eine vereinfachte, browsergestützte Kommunikation, bei der Übersichtlichkeit, Bedienbarkeit und Interaktionsmöglichkeit eine große Rolle spielen.
Solche Applikationen lassen sich sowohl für das Internet als auch für das Intra- oder Extranet anpassen. Wo es erforderlich ist, können Unternehmer also in „geschützten Bereichen“ miteinander kommunizieren (falls erforderlich, mit individuell anpassbaren Zugriffsrechten oder auch one-to-one), Daten austauschen usw..
In Bezug auf Marketing und One-to-One Marketing lassen sich die geschützten Bereiche wiederum unterteilen und mit individuellen Informationen (oder Austauschplattformen) bestücken, die für alle, für wenige oder nur für einzelne Benutzer sicht- und nutzbar werden.
Ob B2B oder B2C, „Big B to Big B“ oder „Big B to small B“… Web-Applikationen wird man immer auf die speziellen Erfordernisse anpassen müssen. Ich denke nicht, dass man über die Anwendungsmöglichkeiten von Web 2.0 pauschal entscheiden kann. Web 2.0 bedeutet „Vereinfachung“ und diese wird sicherlich vielerorts dringend gebraucht.
In vertriebsstarken amerikanischen Unternehmen arbeitet man z.B. mit (Controlling) Software von „Siebel“ oder „Clarify“, die, wenn sie mich fragen, allen Beteiligten einiges abverlangt und den Kunden nur sehr bedingt zu Wort kommen lässt. Im Ergebnis erhält das Top-Management am Ende Daten in äüßerst minderwertiger Qualität, einfach deswegen, weil das Management und darunter gelagerte Servicebereiche mit den Anforderungen der zweifellos sehr leistungsfähigen Software oft völlig überfordert sind. Deshalb werden hohe Schulungskosten notwendig, die aber nur bedingt zu Qualitätsverbesserungen führen.
Um Ihre Frage in einem Satz zu beantworten: „Etwas schwieriger ist es immer, die perfekte Lösung für eine individuelle Aufgabenstellung zu entwickeln, machbar ist es jedoch meistens auch.“
[…] In der realen Welt ist der Übergang von Web 1.0 zu Web 2.0 und Web 3.0 fließend. Schwer zu sagen, wo Web 2.0 aufhört und Web 3.0 beginnt. Anwender von Web 2.0 (Community WebSites oder Internet-Auftritte mit der Möglichkeit zur Interaktion mit dem WebSite-Betreiber, z.B. durch Kommentarfunktion) sind in Deutschland bisher eher weniger stark verbreitet. Aus dem Fernsehen oder durch Videospiele bekannte virtuelle Welten sind im Internet, zumindest im Bereich des eBusiness, ebenfalls eher die Ausnahme. Kann man eine Ausnahmeerscheinung nun einfach als “Online Marketing – Trend” bezeichnen? […]
[…] Gleichung oder eher Ungleichung. Eine Frage die nicht so einfach zu beantworten ist. Oliver Bockelmann hat sich mit diesem Thema auseinandergesetzt und ein paar sehr interessante Aspekte miteingebracht. Ich kann den Artikel nur empfehlen Posted in Allgemein | […]
[…] Demnach nutzen bereits mehr als eine Millionen in Deutschland lebende Menschen Blogs – und zwar in hohem oder sehr hohem Maße. Es wird natürlich erwartet, dass sich künftig nicht jeder einen eigenen Blog zulegen wird. Stattdessen werden viele Leute, wie auch heute schon, die Web 2.0 -Anwendungen Dritter nutzen, z.B. etablierte Communities, Wikis, lokalisierte Web Services oder sonstige Anwendungen. Manch einer betreibt auch mehrere Blogs. Details ergeben sich aus der “Blogger-Studie”. […]
[…] Die Veröffentlichung entdeckte ich über Robert Freund, in dessen Artikel “Marketing-Ranking 2.0“. Persönlich würde ich die Bezeichnung “Marken-Ranking mit Web 2.0” bevorzugen. […]
[…] >> Der Mediabrief: Web 2.0: Das Ende der Reichweite >> fob marketing: Marketing 2.0 = Werbung 2.0 = Web 2.0? >> Torsten Schwarz: 12 Tipps für die eigene Web 2.0 Strategie […]
[…] “endet” Web 2.0? Wo beginnt Web 3.0? Was könnte man mit Web 3.0 eigentlich besser machen als […]
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