Oha.
Neulich habe ich mich noch darüber amüsiert, dass der Google-Spam-Jäger Matt Cutts eine Umfrage gestartet hat, ob man die NOINDEX-Politik vielleicht etwas aufweichen sollte, weil manche Agenturen und Webdesigner „zu dusselig“ zu sein scheinen, den NOINDEX-Vermerk nach Fertigstellung eines Projekts aus diesem zu entfernen, damit die Seiten eingespidert werden können.
So hatte sich zum Beispiel einmal ein Versandhändler (ich glaube) rund zwei Jahre lang mit einem teuren, „toten“ Online-Shop herumgeärgert, bis ich mir seinen Shop einmal ansah und ihn kurzfristig von seinem Unglück befreien konnte… Von daher ist die Frage nicht doof. NOINDEX sollte aber ein verlässliches Instrument bleiben, weshalb ich froh bin, dass die Masse der Web-Entwickler und Designer die NOINDEX-Frage mit einem klaren NEIN beantwortet hat. Sollen sich Webdesigner, die in Sachen Suchmaschinenoptimierung unsicher sind, doch einem Suchmaschinenoptimierer anvertrauen, der sich mit diesen Dingen auskennt.
Nun las ich heute bei Frank Schräpler (SEO Marketing Blog), dass Google der Zunft der Webdesigner offenbar gerade einen Bärendienst erweist. Aber nicht nur der Zunft der Webdesigner, sondern auch der Zunft derer, die auf Open-Source-Software wie WordPress, Drupal oder Joomla setzen, in der Hoffnung sie könnten hier und da ein bisschen sparen – zum Beispiel an Technik und Design-Entwicklungskosten. Das sind nicht gerade wenige Leute, doch momentan erwischt es leider jene, die garantiert nicht damit gerechnet haben:
Wie also verträgt sich die aktuelle Google-Politik mit Open-Source-Software-Projekten und kostenlosen WordPress-Design-Angeboten?
Momentan eigentlich gar nicht.
Seitdem Google das Thema Verlinkung durch Suchmaschinen-Algorythmus zu einer Art Internet-Währung gemacht hat, werden Fehler, Gedankenlosigkeiten und fahrlässiger Umgang mit Spam, Affiliates, Follow- und Nofollow-Links auf`s Schärfste verfolgt. Dazu gehören mittlerweile auch „Entwickler-Links“:
Wie jedes andere Internet-Projekt leben auch Open-Source-Projekte wie WordPress sowie die Bestandteile von WordPress, wie WordPress-Themes (Design-Vorlagen) und WordPress-Plugins (Features/Erweiterungen) von Vernetzung. Die Entwickler-Leistung des Open-Source-Designers wird zunächst mit Links belohnt, anstatt mit Geld. Und dabei wird natürlich auf Fairness gesetzt:
Wer ein kostenloses WordPress-Design zum Download bereit stellt (oder auch ein WordPress-Plugin), geht oft davon aus oder hofft zumindest, dass der Verwender es ihm mit einem oder mehreren Links danken wird. Die Masse der Links, zu denen sowohl „winzig kleine“ aber manchmal auch „richtig nützliche Links“ gehören, sorgt schließlich für Link-Popularität und Traffic – und damit hoffentlich auch für Anfragen und Entwickler-Aufträge beim Webdesigner/-Entwickler selbst, der somit indirekt seinen Einsatz zurück verdienen kann. Denn längst nicht jeder möchte einen kostenlosen Standard-WordPress-Blog oder gar ein WordPress-Design verwenden, das Tausende anderer Internet-Nutzer ebenfalls verwenden (können). Parallel zum Verlangen nach einer eigenen Corporate Identity steigt auch die Nachfrage nach WordPress-Optimierungen, so dass sich Links in jedem Fall lohnen könnten – wäre da nicht ein kleines Google-Problem zu beachten, bei welchem der Urheber kostenloser WordPress-Erweiterungen bei zu rascher Verbreitung mit kurzfristigen, massiven Ranking-Verlusten rechnen muss. Eigentlich logisch, weil hier die Spam-Bots anschlagen und ein unnatürliches Linkwachstum melden. Aber ist das auch fair?
Welcher Entwickler möchte schon kostenlose WordPress-Erweiterungen liefern und durch getarnte oder gar entfernte Links den Minimalnutzen seiner kostenlos zur Verfügung gestellten Design-Leistung entfernen?
Erst der Einsatz von Nofollow-Kommentar-Links, dann das Verbot von Sponsoren-Theme-Links und nun wird leider auch den freiwilligen WordPress-Designern selbst noch die Freude an der WP-Design-Entwicklung genommen. Beim Meister persönlich entdeckten aufmerksame Beobachter im Dezember sogar eine komplette Link-Entfernung. Etwa um den Designer zu schützen? Wenn dieses Beispiel Schule macht, sind die Tage der kostenlosen Design-Entwicklung wahrscheinlich gezählt, was die Zunft der Designer jedoch nur teilweise bedauern, zum Teil aber auch erfreuen wird. Und die Nutzer von WordPress? Nun ja…
Wenn also „guter Content“ mittlerweile auch „nach hinten losgehen kann“, weil Robotter einen zu raschen Anstieg von „Quality Links“ bestrafen, muss man mit YouTube-Videos und kostenlosen Internet-Angeboten inzwischen so vorsichtig umgehen, dass man im Grunde ein neues SEO-Kapitel aufschlagen könnte:
„Strategische Planung zur Suchmaschinenoptimierung“ könnte der Unternehmensbereich heißen, welchem in den kommenden Jahren in manchem Unternehmen die größte Umsatzverantwortung zugesprochen wird. Auf dem heißesten Stuhl eines solchen Unternehmens wird eine Person mit dem Titel „Director Strategic SEO“ sitzen. Dieser wird eine Heerschar von Webdesignern und SEOs beaufsichtigen und meist mehr als einen Personal SEO Trainer haben. Spinnerei oder der Weg zum Ruhm? 😉