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Google Chrome: Neues Spiel, neues Web?

Als Berater, Optimierer und Entwickler teste ich seit vielen Jahren die verschiedensten Web-Lösungen, um deren Eignung für zukünftige Kundenprojekte beurteilen und den ungefähr auf mich und meine Kunden zu kommenden Aufwand bis zur Zielerreichung besser einschätzen zu können. Jedes Projekt startet mit individuellen Anforderungen, z.B. in Sachen Performance (Hosting), Sicherheit, Skalierbarkeit, Design, Content, Features, Suchmaschinenoptimierung oder Suchmaschinenmarketing. Schön, wenn Geld keine Rolle spielt und man der Kreativität freien Lauf lassen kann, um „Außergewöhnliches“ zu schaffen. Normalerweise bewegt man sich jedoch im Rahmen eines festen Budgets und ist gezwungen, Prioritäten zu setzen.

Da es bei der Verwendung unterschiedlicher Browser durchaus zu unterschiedlichen Darstellungen und hässlichen, unerwünschten Überraschungen kommen kann, sollte man als Entwickler auch ernst zu nehmende Browser zeitnah prüfen und gucken, wie sie Websites verarbeiten, ob Abfangprogrammierungen erforderlich werden, … Ein solcher „ernst zu nehmender“ Browser ist der neue Google Browser Google Chrome:

Lange warten wir nun schon darauf, dass wir unserem Computer verbal Befehle erteilen, zumindest Fragen stellen können und die eine, exakt passende Antwort erhalten, nebst Quellangaben und Lesetipps. Bis zum Web 3.0 – der automatisierten und semantischen Vernetzung von Web-Inhalten ist`s noch ein langer Weg. Doch auch im Web 3.0 wird man regelmäßig oder zuletzt genutzte Web-Inhalte komfortabel und übersichtlich verwalten wollen. Google bietet bereits zahlreiche Tools und Web-Applikationen an, die kostenlos im Web verwendet werden können. Was liegt da näher als einen Browser zu erschaffen, der dem User den Web- und Applikationszugriff erleichtert?

Gestern hatte ich erstmals Gelegenheit dazu, den neuen Google Browser Google Chrome zu testen.

Google Chrome erwies sich im Vergleich mit anderen Browsern (IE, Firefox, Opera, Safari) als ausgesprochen schnell. Ungewohnt und einigermaßen gewöhnungsbedürftig war für mich das QuickSearch-Feature von Google Chrome. Die Kombination aus URL- und Sucheingabe kann durchaus nerven. Dann nämlich, wenn man eine harmlose Keyword-Anfrage stellen möchte und dabei ständig einen Mix aus zuletzt besuchten URLs und anderen Vorschlägen erhält.

Auf den zweiten Blick bietet Google Chrome aber diverse Optimierungsmöglichkeiten. So kann man oben wie gewohnt seine URLs eingeben, alternativ aber auch bisher besuchte Seiten oder Google direkt durchsuchen (siehe Menü, rechte Seite).

Falls sich jemand nicht daran gewöhnen möchte, kann er den Modus für anonymes Browsen aktivieren:

Die Suche funktioniert erstaunlich flott. Fehlerhafte Seitendarstellungen sind mir bislang nicht aufgefallen. Der Browser scheint sich sehr ähnlich wie Firefox zu verhalten. Um Fehlermeldungen auf Windows-Rechnern zu vermeiden, empfiehlt sich bei der Installation der Neustart des Systems vor Erstnutzung, auch wenn Google Chrome einen dazu nicht explizit auffordert. Zur Feinjustierung des Google Chrom Browsers genügt ein Klick auf das kleine Werkzeugsymbol (oben rechts). Dort kann man zum Beispiel seine Startseite und den gewohnten Download-Pfad festlegen, eine Passwortverwaltung nutzen, Schriftarten und Sprachen voreinstellen – sogar die bevorzugte Suchmaschine kann man einstellen, sofern man zwar den Chrome Browser, nicht aber die voreingestellte Google-Suche verwenden möchte. Diverse weitere Einstellungen finden sich unter „Details“…

Google Chrome befindet sich gegenwärtig noch im Beta-Stadium, scheint aber sehr stabil zu funktionieren. Auch eine mobile Version von Google Chrome ist bereits in Arbeit. Auf Browser-Erweiterungen (Plugins), wie wir sie von Firefox gewöhnt sind, werden wir allerdings noch eine Weile warten müssen. Schade, denn mit Google Chrome kann man zwar Links und Bookmarks von Firefox importieren, nicht aber die kleinen Extra-Features, auf die der eine oder andere im Tagesgeschäft nicht mehr verzichten kann oder möchte. So wird es manchen sehr erfreuen, dass Firefox dem neuen Google Browser bereits etwas entgegen zu setzen weiß.

Die Story hinter Google Chrome:

38 Seiten stark ist das Comic, welches Google kürzlich herausbrachte, um die Welt zu verändern. Das Google Comic erläutert Hintergrund und Bauweise des neuen Open Source Browsers Google Chrome. Schneller, breiter, tiefer, sicherer – vor allem ist der Google Chrome Browser aber eines: eine direkte Kampfansage gegen den Microsoft Internet Explorer, der in den vergangenen Jahren bereits von neuen Browsern, wie Firefox, Opera und in jüngster Zeit noch durch den Safari-Browser von Apple attackiert wurde, der auch auf Windows-Rechnern zum Einsatz kommen kann. Das Verrückte daran: Es ist ein offenes Geheimnis, dass man sich für Google Chrome von etablierten Browsern das jeweils Beste herausgepickt hat, um etwas Neues zu erschaffen.

Was Microsoft verboten wurde – die zu enge Verknüpfung von Browser und Betriebssystem – wird nun von Google elegant umschifft. Welche Rolle spielt in Zukunft noch das verwendete Betriebssystem, wenn die meist gebrauchten Applikationen zentral über den Web-Browser genutzt werden? Wir werden sehen, ob es so kommt… und welcher Browser sich durchsetzt.

Durch den Einsatz von Google Chrome Bots möchte Google das Internet verändern: Mehr Sicherheit, durch Website-Vorprüfung und Zwischenspeicherung, mehr Leistung, durch spezielle Application Engines, die ein Einfrieren parallel genutzter Internet-Ressourcen verhindern sollen, Open-Source-Software mit offenen Schnittstellen. Die Konkurrenz ist gefordert, zu handeln. Dazu eine Vereinfachung der Web-Nutzung, durch Applikationsverwaltung, Such- und Eingabehilfen….Der Google Chrome Browser scheint auf den ersten Blick „vollständig“, es handelt sich jedoch nur um eine BETA-Version, welche laut Google-Aussagen noch „ganz am Anfang der Entwicklung“ steht. Das Comic liest sich insgesamt wie eine Nachhilfefibel für Browser-Entwickler. Eine Revolution?

Sicher nicht die schlechteste Idee, um verteilte Web 2.0 -Ressourcen praktisch und zeitsparend verwalten zu können. Wir ahnen auch, welche Auswirkungen die neuen „Google Chrome Bots“ auf die Google-Suchmaschine haben könnten. Qualität und Kunden- bzw. Besucherzufriedenheit werden künftig bei der Bewertung von Suchergebnissen wohl noch besser ermittelt und verarbeitet werden können. Trick-Betrüger-Seiten können durch Pre-Check-Verfahren möglicherweise deutlich besser gefiltert werden als in der Vergangenheit.

Wie aber war das eigentlich noch gleich mit „Werbung“ und „Datensicherheit“?

Natürlich dient ein kostenloser Browser dazu, den Benutzer direkt ins Kerngeschäft zu führen. In einen gigantischen Werbemarkt. Ich fürchte, nichts lässt sich perfekter optimieren als „Vorschläge“, die zu einem bekannten, sehr individuellen Web-Nutzungsverhalten passen… Ich fürchte aber auch, dass sich Microsoft nun einiges einfallen lassen muss, um sich im Google-Wettbewerb

in Zukunft zu beweisen. Nicht die Milliarden auf der Bank, nicht der Zukauf von Yahoo! oder die Übernahme der Shopping-Plattform Ciao, … langfristig können nur Visionen, Inspirationen und Eigen-Innovationen helfen, um in den Wachstumsmärkten tonangebend zu bleiben. Mit solchen Innovationen gelingt es Google immer wieder zu überraschen und zu glänzen. Bleibt zu hoffen, dass der Grundsatz „don`t be evil“ der Google-Politik noch lange erhalten bleibt – und dass „offene Schnittstellen“ sich nicht irgendwann als Scheunentor für solche Menschen herausstellen, die ihr Geld lieber „as evil as possible“ verdienen.

Nachtrag: Wer weitere Infos zum Google Chrome Browser sucht, findet beim Handelsblatt einen umfangreichen Artikel mit Kritik, Technologie-Infos und Browser-Vergleich. Der Browser-Kampf bleibt in jedem Fall spannend. Ebenso die Beantwortung der Frage, wie der finale Google-Browser einmal aussehen wird.

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